Waldarbeit: Das Wichtigste im Wald - die eigene Sicherheit

Vorsicht, Wissen und Erfahrung machen die gefährliche Forstarbeit sicher. Praxistage in Pichl frischen Sicherheitsregeln auf.

Jeder Bericht eines schweren Forstunfalls rüttelt wach: Die Waldarbeit ist eine potenziell gefährliche Tätigkeit. Das Risiko lässt sich durch gute Vorbereitung minimieren. Dazu gehört vor allem das Wissen, was einem gefährlich werden kann (beispielsweise hängende Bäume, dürre Äste, Verspannungen im Holz etc.). Aber auch die Ausrüstung muss in gutem Zustand sein. Forsthelme haben beispielsweise ein Ablaufdatum und die Kettenbremse der Motorsäge muss einwandfrei auslösen. Eine ausreichende Absicherung der Arbeitsfläche, besonders entlang von Wegen und Forststraßen, ist rechtlich enorm wichtig. Und schließlich sollten ein Notfallblatt (unten) vorbereitet werden und eine zweite Person bei der Waldarbeit dabei sein. Kurse zur Forstarbeit bietet die Forstliche Ausbildungsstätte Pichl regelmäßig an.

 

Risikogruppe

Das höchste Unfallrisiko besteht bei Nebenerwerbsland- und -forstwirten und bei der Altersgruppe über 55 Jahre. Ein Anstieg der Unfallzahlen hängt mit Schadereignissen im Wald, zum Beispiel Sturm- oder Schneebruchschäden, absterbenden Bäumen durch Borkenkäferbefall oder Pilzen zusammen. Beim Fällen passieren die gefährlichsten Unfälle. Wichtig sind ein sicherer Stand, ein Sicherheitsradius von zwei Metern rund um den Motorsägenführer sowie, dass der Fällbereich eingesehen werden kann. Verspannungen sowie Druck- und Zugverhältnisse am stehenden Baum sind gefährlich, im Zweifel eine Stammpresse (Spanngurt) anlegen. Bruchleiste und Bruchstufe richtig ausformen. Auf hängende Äste achten und den Fluchtweg rechtzeitig vorbereiten. Hängengebliebene Bäume unverzüglich zu Fall bringen, bei Starkholz seilunterstützt. Nie unter den hängenden Baum gehen, nie auf den hängenden Baum klettern, nie einen anderen Baum auf den hängenden schneiden, nie den Baum, auf dem der Gefällte hängt, umschneiden! Liegt der Baum, müssen beim Ablängen die Druck- und die Zugseite beachtet werden. Im Hang bei Trennschnitten immer von oberhalb des Stammes stehen.

 

Checkliste: Persönliche Ausrüstung

  1. Sperrgebietstafel. Die Tafel ist mit Datumsangabe an den Forst- und Gehwegen, die zum Arbeitsbereich führen, aufzustellen.
  2. Arbeitsjacke. Arbeitsjacken sind in Signalfarben gehalten, um die Sichtbarkeit im Wald zu erhöhen. Sie bieten Taschen für Erste-Hilfe-Set und Mobiltelefon.
  3. Schnittschutzhose. Sie schützt Beine und Unterbauchbereich. Die Schutzklasse ist am Piktogramm abzulesen. Als Standardschnittschutzklasse bei Hosen gilt Klasse 1 (20 m/s). Hosen mit beschädigtem Schnittschutz müssen ersetzt werden.
  4. Sicherheitsschuhe. Schuhe für die Forstarbeit haben einen Schnittschutz für den Bereich zwischen Zehenschutzkappe und Schnittschutzhose.
  5. Forsthelm. Der Helm schützt Kopf, Gesicht und Gehör. Sind Teile des Kopfschutzes beschädigt oder weist die Helmschale durch Sonnenlichteinwirkung Verfärbungen auf, ist das betroffene Teil zu ersetzen. Ist keine Verwendungsdauer angegeben, so muss die Helmschale nach vier Jahren ab Produktionsdatum getauscht werden.
  6. Kleines Erste-Hilfe-Set. Es kann in der Jacken- oder Hosentasche stets griffbereit verstaut werden. Das Handy soll auch am Körper getragen werden.
  7. Handschuhe. Sie schützen vor Handverletzungen. Wird mit Stahlseilen gearbeitet, empfehlen sich Lederhandschuhe.
  8. Erste-Hilfe-Koffer. Um auch schwerere Verletzungen versorgen zu können, sollte ein Verbandskoffer in der Nähe sein.
  9. Notfallblatt. Darauf befinden sich wichtige Informationen für einen Notfall wie Notrufnummern und GPS-Koordinaten des Arbeitsplatzes, die den Einsatzkräften durchgegeben werden können.
  10. Werkzeug. Das Werkzeug muss in technisch sicherem Zustand sein (z. B. Kettenbremse).

 

Rettungskette bei Forstunfällen

  • Notfallblatt enthält die Anfahrtsbeschreibung zum Arbeitsort, GPS-Koordinaten, Seehöhe und sämtliche Notrufnummern. Es muss vorab erstellt werden.
  • Unfallstelle sichern und nach der GAMS-Regel vorgehen: Gefahren erkennen und absichern, Menschenrettung (wenn für den Helfer ohne Verletzungsgefahr möglich) und Spezialkräfte anfordern.
  • Notruf 144 oder 112 absetzen. Leitung für eventuelle Rückfragen freihalten.
  • Erste Hilfe leisten. Zu dieser gehören Blutstillung bei einer starken Blutung, stabile Seitenlage bei Bewusstlosigkeit, Körperwärme erhalten (Rettungsdecke) und Wiederbelebung bei einem Atem-Kreislauf-Stillstand.
  • Rettungskräfte vor Ort einweisen. Wird ein Rettungshubschrauber zum Unfallort entsendet (Information von der Leitstelle), ist der Einsatzort möglichst sichtbar zu machen (stark rauchendes Feuer oder Signalkörper).
  • Abtransport der verletzten Person wird durch Absprache zwischen den Einsatzorganisationen koordiniert.

 

Gerettet, weil …

„Ich wurde bei einer seilunterstützten Fällung durch einen plötzlichen Ruck mit dem Fuß unterm Traktorreifen eingeklemmt. Ich war alleine. Aber ich konnte mit dem Handy Hilfe holen.“  Karl Hierzenhofer, St. Marein im Mürztal

„Ich stand beim Seilen fünf Meter vom liegenden Stamm entfernt, als dieser sich an einem Stock verspannte. Plötzlich sprang er darüber und traf mich am Bein. Ich habe mit dem Handy die Rettung gerufen, weil ich alleine war.“  Herbert Pusterhofer, Veitsch

Quelle: Landwirtschaftliche Mitteilungen LM 23, 1. Dezember 2020 „Das Wichtigste im Wald: die eigene Sicherheit“ (Seite 13)

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Schutzkleidung und Werkzeug für die Waldarbeitreit

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