Ein einzigartiges Prognosemodell liefert in der Steiermark Empfehlungen für eine klimaangepasste und nachhaltige Waldbewirtschaftung.
Die Steiermark ist mit einer bewaldeten Fläche von über einer Million Hektar das waldreichste Bundesland Österreichs. Die heimischen Wälder tragen als CO2-Speicher nicht nur entscheidend zum Klimaschutz bei, sondern sind auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. „Rund 55.000 Steirerinnen und Steirer arbeiten entlang der Wertschöpfungskette Holz. Das macht den Wald zu einem wichtigen Arbeitgeber“, erklärt der zuständige Landesrat Hans Seitinger. Die Auswirkungen des Klimawandels stellen jedoch eine ernste Bedrohung für die heimischen Wälder dar. „Wenn wir unsere Wälder gesund erhalten wollen, müssen wir sie klimafit machen. Das geht nur mit einer aktiven und an den Klimawandel angepasste Bewirtschaftung“, so Seitinger.
Um die heimischen Wälder langfristig abzusichern, hat das Land Steiermark die international einzigartige „Dynamische Waldtypisierung“ durchgeführt. Seit 2018 arbeiten zwölf wissenschaftliche Institutionen gemeinsam mit privaten Unternehmen mit über 100 Wissenschaftlern an der Erhebung und Aufbereitung verschiedenster ökologischer Datensätze der steirischen Wälder. Diese Daten sind die Grundlage für die Erstellung von Prognosen und Handlungsempfehlungen für eine zukunftsorientiere und klimafitte Waldbewirtschaftung. Zentrale Elemente sind dabei der Wasser-, Wärme- und Nährstoffhaushalt als Basis für die Charakterisierung des Waldstandortes. Diese wurden systematisch erfasst und mit den Klimawandel-Szenarien für die nächsten 80 Jahre verknüpft. Dies entspricht einer vollen Waldgeneration. „Mit diesem Modell werden punktgenaue Empfehlungen für eine klimafitte Baumartenwahl an jedem steirischen Standort gegeben. Diese Daten sind ab nächster Woche frei im Internet verfügbar“, erläutert Seitinger den praktischen Mehrwert für die steirische Forstwirtschaft.
„Auf Basis dieses Forschungsprojektes wird es in Verbindung mit dem Geschick der Forstleute gelingen nicht nur die umfangreichen Funktionen des Waldes sicherzustellen, sondern vor allem auch die Produktionsbedingungen der Forstwirtschaft zu verbessern und damit die Existenzsicherung der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer für die Zukunft zu gewährleisten“, führt Landesforstdirektor Michael Luidold aus.
„Waldbauliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in den steirischen Wäldern sollten drei Aspekte berücksichtigen: Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen, Förderung der Resilienz und Anpassungsfähigkeit der Waldbestände. Durch die dynamische Waldtypisierung liegen nun die fachlichen Grundlagen für eine wissensbasierte Entscheidungsfindung durch die Waldbesitzer vor“, meint der wissenschaftliche Projektleiter Harald Vacik.
Auf Interesse stößt das steirische Vorzeigeprojekt auch in anderen Bundesländern, die diesem Vorbild folgen und ebenso ein Projekt starten wollen.
Was ist die dynamische Waldtypisierung?
Die dynamische Waldtypisierung bietet eine detaillierte, praxisnahe Beschreibung und Kartierung der Waldtypen unter aktuellem und zukünftigem Klima in anwendungsfreundlicher Form und ausreichender Genauigkeit. Dabei werden sowohl für die aktuellen als auch für die zukünftigen Bedingungen Behandlungskonzepte erstellt. Da nicht sichergestellt werden kann, dass heimische Baumarten auch unter künftigen klimatischen Bedingungen noch auf allen Standorten wachsen können, werden auch nicht heimische Baumarten in dieses Konzept einbezogen. Damit soll eine langfristig vorausschauende Planung ermöglicht werden, welche Veränderungen durch die Auswirkungen des Klimawandels bei der Baumartenwahl berücksichtigt und Risiken abfedern helfen soll. Die Grundlagendaten wurden für den gesamten steirischen Wald auf 10x10 Metern gerechnet und anschließend auf 30x30 Meter große Flächen kategorisiert, sodass Prognosen mit größtmöglicher Genauigkeit erstellt werden können.